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Theater an der Schule: "Jugendliche sind das kritischste Publikum"


Laura Fouquet ist eine junge Schauspielerin in Schwerin, die in Rostock studiert hat. Sie spielt auch solo an Schulen und weiß, was Teenager mögen. Hier spricht sie von ihrem Auftritt in Sanitz.

Sanitz. Ganz allein spielt sie. Im Theater oder an Schulen. Allein auf der Bühne. Laura Fouquet trat jetzt an der Regionalen Schule in Sanitz auf. Das Einpersonenstück „Die Gespenster von Demmin“ vor gut 40 Mädchen und Jungen der achten Klassen stand auf dem Programm. Kann das gut gehen?

Die 27-jährige Schauspielerin des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin sagt: „Ich kürze das Stück an Schulen von 90 auf ungefähr 60 Minuten.“ Die Konzentration in den eher kleinen Schulräumen, in denen die Luft schnell stickig werde, solle hoch bleiben. „Ich bin nach einem Spiel vor Klassen immer wieder begeistert und fahre euphorisch und erschöpft nach Hause“, berichtet Laura Fouquet, die aus Bremen stammt und in Rostock an der Hochschule für Musik und Theater studiert hat.

Laute Szenen kommen gut an

Sie meint, dass man Schülern nichts vormachen könne. „Wenn du nur fünfzig Prozent gibst, dann merken sie das, und weil Kinder und Jugendliche das kritischste Publikum sind, gebe ich immer hundert Prozent.“ Natürlich gebe es ab und zu Getuschel im Publikum. „Aber meist reden die Schüler dann über das Stück – ich bekomme sie dann schnell wieder.“ Denn junge Leute lieben Action. Zum Beispiel „laute Szenen – oder wenn ich im Stück ausraste“. „Ich kann mich gut in die Schüler hineinversetzen und habe großes Verständnis für sie.“

In Sanitz spielte Laura Fouquet im Kunstraum. Sparsame Requisiten: ein Tisch, eine silbrig-glänzende Rettungsdecke, eine Packung Kekse, eine Flasche Wasser. „Natürlich ist ein Einpersonenstück eine Herausforderung, weil niemand da ist, dem ich den Ball zuspielen kann.“ Aber gerade „Die Gespenster von Demmin“ sei ein Herzensprojekt, „eine Geschichte über die Sprachlosigkeit zwischen den Generationen und die Notwendigkeit, sie zu überwinden“. In dem Stück spielt der Massenselbstmord von Demminer Bürgern 1945 aus Angst vor den Sowjetsoldaten eine Rolle.

Schülerin: komisches Gefühl

Die Schülerin Lilly Mahler (13) kommentiert den Auftritt von Laura Fouquet so: „Sie hat das Stück sehr, sehr gut gespielt. An manchen Stellen fand ich es verwirrend, da ich das Stück nicht kannte. Zu Hause habe ich mich selbst über das Stück und die Geschichte informiert. Gut war, dass wir nach der Vorstellung noch Fragen stellen konnten.“

Laura Fouquet erzählt, dass in den Nachgesprächen mit den Jugendlichen oft gefragt werde, wie ich mir die Texte für so ein langes Stück merke oder ob ich manchmal etwas vergesse. „Klar, das passiert, aber ich habe ja eine Helferin vom Theater dabei.“ Andere Fragen beschäftigen sich direkt mit dem Stück und den unterschiedlichen Figuren, die die Schauspielerin verkörpert.

Der 14-jährige Ben-Mathis Woike meint zu der Aufführung an seiner Schule: „Es war sehr interessant, lustig und spannend. Mich hat überrascht, dass alle Charaktere nur von Laura Fouquet gespielt wurden. Ich fand gut, dass einige Szenen mit Soundeffekten und mit einer Computeraufnahme unterstützt wurden – das hat dem Stück noch mehr Emotionen verliehen. Ich kann dieses Theaterstück nur empfehlen!“

Für andere, wie für Emilie Horn (13), ist das Spiel aus einem anderen Grund beeindruckend: „Die Geschichte von ‚Die Gespenster von Demmin‘ beruht auf wahren Begebenheiten“, sagt sie. Genau das erzeuge bei einigen „ein ganz komisches Gefühl“, wie eine Schülerin berichtet und noch ergänzt: „Aber alles in allem würde ich mir das Stück wieder ansehen.“

Dieser Text wurde ursprünglich am 15. Dezember 2023 in der Ostsee-Zeitung veröffentlicht. Wir möchten uns an dieser Stelle ausdrücklich beim Autor sowie bei der Ostsee-Zeitung für die Erlaubnis zur Veröffentlichung bedanken.

Quellenangabe

Amberger, Klaus: Massenselbstmord in Demmin: Theaterstück an Schule in Sanitz beeindruckt junge Leute, in: Ostsee-Zeitung (15.12.2023), [Link].